Steckbrief

Euplotes daidaleos (Diller & Kounaris, 1966) ist eine der größeren Arten der Gattung Euplotes. Diese Gattung ist recht einfach zu bestimmen. Euplotes Arten sind anhand ihres charakteristischen Mundfelds und der Anordnung der Cirren gut im Hellfeld zu determinieren. Man achte dabei besonders auf die Anordnung der Buccal-, Transversal- und Caudalcirren.

Der "Ciliatenatlas" (Foissner et al. 1991) erwähnt Euplotes daidaleos nur am Rande als Verwechslungsmöglichkeit, dabei ist er gar nicht so selten zu finden. Meiner bisherigen Beobachtung zufolge ist er ein typischer Bewohner ephemerer Gewässer, also Pfützen, Schlammlöchern aber auch der verschlammten Uferzonen von Teichen (teils mit hoher Fäulnis). Das hier abgebildete Exemplar wurde in einem ephemeren Gewässer bei Hürth (nahe Köln) gefunden. Ich habe diese Art schon früher in Zusammenhang mit der Fluoreszenz-Doppelfärbung beschrieben (Bauer, 2019). Damals habe ich die Art in einem Weiher nahe dem Dörnberg/Kassel gefunden. Diese spezielle Färbung ist sehr schön reproduzierbar und kann gut zur Determinierung der Euplotes Arten genutzt werden.

E. daidaleos hebt sich von anderen Arten ab, da E. daidaleos endosymbiontische Zoochlorellen besitzt. Bei der Beobachtung sollte man darauf achten, dass diese klar abgegrenzt im Korpus verteilt sind und von Phagosomen mit eventuell gefressenen Algen unterschieden werden können (siehe Ausschnittsvergrößerung, in Abb. 1). Die Anzahl der Chlorellen in den Individuen variiert zwischen recht dichtem Besatz und einigen wenigen Zoochlorellen. Besitzen sie nur wenige Zoochlorellen, wird die Art manchmal eventuell nicht sofort als Euplotes daidaleos erkannt, da man die wenigen Zoochlorellen sicherlich mit gefressenen Algen verwechseln kann. E. daidaleos misst etwa 90 µm in der Länge und 60 µm in der Breite. E. daidaleos besitzt auf dem Rücken typischerweise 8 Rippen mit kleinen Cilien, die mit guten Optiken im Hellfeld bei höherer Vergrößerung erkannt werden können. Eher markant erscheinen jedoch die ringförmig um diese dünn besetzten Cilienreihen angeordneten Organellen. Diese ringförmig angeordneten Organellen sind eine Komposition aus sauren Vakuolen und Mitochondrien an der Cilienbasis. Die sauren Organellen erscheinen in Fluoreszenz mit Acridinorange gelb bis rötlich gefärbt. Die Mitochondrien erscheinen ungefärbt, können aufgrund des hohen Brechungsindex bei hoher Vergrößerung jedoch gut erkannt werden, siehe hierzu Abbildungen in (3). Euplotes Arten besitzen einen charakteristischen Macronucleus (Ma), der lichtmikroskopisch sehr gut erkennbar ist und wie eine "3" oder hier wie ein "C" geformt ist. Hier ist er sehr schön in der Fluoreszenzfärbung mit Ho342 zu erkennen. Das Chromatin im Macronucleus der Hypotrichen erscheint meist granuliert oder netzförmig bis blasig strukturiert, was hier ebenfalls gut an der gefärbten DNA der Fluoreszenz-Färbung erkennbar ist. Gelegentlich erkennt man beginnende Zellteilung an zwei Teilungsbändern des Ma, die mit der Zeit von den Enden her zur Mitte hin zusammenlaufen. Der Ma dieses Individuums befindet sich jedoch in der Ruhephase und das Chromatin erscheint granuliert. Meist in einer kleinen Enklave des Ma sitzend, ist am vorderen Rand der kleine Micronucleus zu erkennen. Die pulsierende Vakuole liegt randlich im hinteren Drittel des Korpus.

Legende
AZM: Mundfeld, adorale Membranellenzone
Ma: Macronucleus
Mi: Micronucleus
Ph: Phagosom, Nahrungsvakuole
Chl: Zoochlorelle
cV: Kontraktile Vakuole
dV: Dorsale Vesikel, die Basalkörper der dorsalen Wimpern umrandend
TC: Transversalcirren

Abbildung 1: Hellfeldaufnahme mit einem Wasserimmersionsobjektiv und optimal eingestellter, schiefer Beleuchtung.

Abbildung 2: Die Aufnahme in Fluoreszenz zeigt den granuliert strukturierten Macronucleus und den kleinen Micronucleus. Grün gefärbt erscheinen einige mit Bakterien DNA gefüllte Phagosome (=Nahrungsvakuolen).

Abbildung 3: Die länger belichtete Fluoreszenzaufnahme mit Fokus auf die dorsale Pellicula zeigt die von Acridinorange orange gefärbten, sauren Vesikel der dorsalen Bewimperung als regelmäßige Reihen von Cilien. Die Rippen und Cilien selbst sind lichtmikroskopisch schwerer zu erkennen und haben recht große Abstände.

Literatur

  1. Diller, W. F., and Kounaris, D., 1966. "Description of a zoochlorella-bearing form of Euplotes, E. daidaleos n. sp. (Ciliophora Hypotrichida)." The Biological Bulletin 131.3 (1966): 437-445.
  2. Foissner, W. et al., 1991. Taxonomische und ökologische Revision der Ciliaten des Saprobiensystems, Informationsberichte des Bayer. Landesamts f. Wasserwirtschaft.
  3. Bauer T., 2019. Fluoreszenz-Doppelfärbung mit Hoechst 33342 und Acridinorange zur Bestimmung der Arten von Ciliaten (Phylum: Ciliophora). Mikroskopie. 2019; 1: 2-19.
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